31.08.2011

Was kostet die Zukunft?

Das eigene Sein ist ja in den meisten Fällen ein ziemlich vertrauter Zustand; so jedenfalls sollte es sein: Niemand sollte dich besser kennen als du selbst. Das funktioniert jedoch nicht immer; dann scheint es vonnöten zu sein, Rat zu erfragen.

Und tatsächlich gibt es scheinbar Menschen, die dein Innerstes mittels Gedanken oder Geistern oder anderen obskuren Erscheinungen durchforsten und die Zukunft in rosigen oder eben nicht so rosigen Farben erblicken.

Nun will ich mich nicht dahingehend äußern, ob das nun funktioniert oder nicht; vielmehr möchte ich auf den Gedankenleser selbst eingehen: Das muss doch ziemlich langweilig sein, alles schon vorher zu wissen: Jedes Buch kann ungelesen, jeder Film kann ungesehen bleiben; jeder potentielle Partner kann schon bei der ersten Begegnung durchleuchtet (`ohgottnee, der pupst im Schlaf´), jedes Essen schon vorher abgelehnt werden.


In diesem Zusammenhang möchte ich kurz ein Intermezzo einfügen: Ein mir seit Jahren bekannter Mensch hat sich neulich zu einem Frühstück in meinem Hause angekündigt. Auf meine Frage, was ich denn so einkaufen solle, antwortete er: „Das ist mir egal: All das, was Du einkaufen wirst, mag ich sowieso alles nicht.“

Hm. Ich lasse die Frage, ob dies auch ein In-die-Zukunft-schauen oder einfach nur Ausdruck einer unglaublich selbstgefälligen Ignoranz war, einfach mal offen.

Die unvorhergesehenen Überraschungsmomente jedenfalls werden bei solchen Menschen dünn gesät bleiben.

Aber warum sind diese geistigen Wunder eigentlich nicht alle steinreich? Sie könnten doch jede Woche 6 Richtige tippen und wären auf ewig aus dem Schneider (aber sowas von). Stattdessen also spirituelle Reisen in dunklen Hinterhöfen, wo ahnungslosen Menschen ziemlich reale Summen aus dem Portemonnaie gequatscht werden.

Tja; aber kann das gutgehen? Wird aus diesen zwielichtigen Seelenreisen nicht oftmals unversehens ein Trip in die harte Welt des Jetzt?



Ich weiß es nicht. Aber ich kann ja mal fragen…

29.08.2011

Kritik an der reinen Vernunft

Ich, Benno Ketten, bin ja auf Facebook, wie es einige von Euch vielleicht wissen. Dort erreichen mich ab und an Reaktionen auf meine Werke, meistens sind es jedoch Kritiken. Was ja auch nicht verkehrt ist, bieten sie doch die Möglichkeit, Dinge zu verbessern und auf die Bedürfnisse der Leserinnen und Leser optimal einzugehen.
So schrieb neulich eine Leserin, sie hätte beim Post vom 22.08.2011 Katzen vermisst: Verwehrt man einer Leserin einen Wunsch, wenn er erfüllbar erscheint? – Nein, tut man nicht, zwei Tage später gab es Katzen.

Ferner erreichte mich folgende Kritik, nämlich die, dass „außer netten kleinen Bildchen […] die Story ja nicht viel zu bieten [hätte]...tss...BUH!“
Und das stimmt auch; die bloße Aneinanderreihung lebender Tiere und dazwischen belangloser Text – liebe Leserin, lieber Leser: Das macht noch lange keinen guten Post aus! Das ist das schändliche Schielen auf den „Oh, wie niiiiedlich!“-Effekt! Wie schäbig! Wie billig!

Aber ich kann auch anders; fernab von vermeintlich quotenbringenden Bildern beweise ich Mut zur Hässlichkeit – hier:


Ekelig, dieser Tierfriedhof. Doch auch das gehört zur Tierwelt. Oder das:


Widerlich, nech? Aber man kann nicht nur die süße Seite des Honigbrots zeigen:


Hasenklein: Fürch-ter-lich. Aber jetzt kommt es knüppeldick: Ein Schwein, dahingemeuchelt mit Strom, danach erstochen, zerfleischt und zerhackstückt und abschließend in widernatürlichen Formen dargeboten – abstoßend: BUÄÄÄH!!!:


So; das muss erst einmal reichen; belastet ja auch nicht gerade unwesentlich. Aber erst durch konstruktive Kritik konnten wir uns dieser natürlichen Wahrheit stellen – vielen Dank dafür!

Und wenn es nun wieder Kritik hagelt – gerne genommen, die leblose Tierwelt hat noch vieles preiszugeben…

26.08.2011

Vergebliche Augenfreude

Wir sehen ein Schild. Oder ist es gar eine Verheißung?: „Blumen zum selber schneiden“ heißt es dort, umrahmt von fröhlich stimmenden Blumen, die sowohl Frühling als auch Sommer zur Begleitung sich die Ehre geben möchten.

Zu dieser Zeit zeigt die Natur all ihre verschwenderische Fülle, hier geizt sie nicht mit ihren Reizen, nein, unverhohlen ruft sie mittels dieser Pflanzenpracht „Pflück mich! Lieb mich! Sieh mich an!“, so dass der Mensch nur innehalten kann und auf diese üppige Wohltat ruhig sein geneigtes Auge legen möchte.

Doch - weh!, was sieht der wackere Wanderer, was muss die werte Wanderin erblicken, sie, die ganz der floralen Finesse sich verschrieben haben?


Ein ödes Feld; verdorrt; die ehedem erblühte Fülle wich vor langer Zeit schon dem grausamen Zyklus unbarmherziger Natur – das Versprechen auf dem Schild: uneinlösbar scheint es nun.

Für immer?

Wer weiß die Antwort: Der Wind vielleicht?

Doch der Wind kann nicht lesen…

24.08.2011

Living in a box

Als ich beim letzten Mal ein paar Vorzüge der heimischen Fauna in Wort und Bild erläutert habe, wurde ich auf das Fehlen unserer getigerten Freunde, sprich das Fehlen von Katzen aufmerksam gemacht.
Das ist natürlich unverzeihlich, so dass ich das hiermit nachhole; so, hier – eine Katze:

Und hier, bitteschön, noch eine:

Und noch eine, äh; hier:

Die ist aber klein. Obwohl das ja eigentlich Humbug ist, so eine Aneinanderreihung von Katzenbildern; da muss doch auch mal ein Text kommen; also hier, bitte, der Text:

Gerade denke ich an eine Katze, die ich vor ein paar Jahren kenngelernt habe: Dabei war nicht unbedingt nur der Umstand bemerkenswert, dass besagte Katze ziemlich dick war, sondern die Tatsache, dass diese Katze in einem Karton, genauer gesagt in einem Obst- und Gemüsekarton, wohnte; sie saß also dick und zufrieden in diesem Karton und füllte ihn komplett aus, es war nicht der Hauch von Luft und Platz zwischen Fell und Kartonage.
Leider habe ich kein Foto von dieser Kartonagenkatze, aber vielleicht kann sich die geneigte Leserschaft diesen sehenswerten Anblick vorstellen:

Vorgestellt? Gut.

So ungefähr war das. Jedenfalls musste sie ja auch mal ab und an aus dem Karton raus, wenn sie beispielsweise zum Tierarzt musste oder zum Katzenklo. Und was soll ich sagen: Die Katze hatte bereits die Form des Kartons angenommen, war quasi ein Quadratkartonlebewesen geworden.
Wir stellen uns das also auch vor:

Fertig? Sehr schön.

Das sah schon etwas merkwürdig aus, und das meinte die Katze dann auch – so dass sie den Karton bald gar nicht mehr verließ. Und die Besitzer taten dann das, was jeder anständige Katzenbesitzer tun würde; sie schnitten an beiden Längsseiten Löcher in den Karton, damit die Katze ihre Beine dort hindurchstecken und auch weiterhin zum Tierarzt oder zum Katzenklo gehen konnte.
Bitte vorstellen – jetzt:

Pfiffig, oder? Aber irgendwie auch niedlich.

Was für eine herzergreifende Geschichte. Ein Happy End für alle Beteiligten!
Und wir lernen daraus:

Das Leben hat zwar Ecken und Kanten - und kann doch manchmal ziemlich rund laufen…

22.08.2011

Reges Leben in der Lücke

„Und wenn sonst nichts los ist, zwei Dinge gehen immer: Tiere und kleine Kinder“; so heißt es in der großen Welt der Unterhaltung. Nun, mit kleinen Kindern kann ich nicht dienen, aber dafür mit Tieren.

Hier zum Beispiel:


Das ist doch allerliebst. Und das hier auch:


Wie niedlich! Und so viele. Aber kann das denn alles gewesen sein? Ist die Natur immer süß und knuddelig? Nein; das ist sie nicht. Und wer das behauptet, kann das da ja mal knuddeln:


Das brennt, mit Sicherheit. Mit Sicherheit brennen vor Verlangen werden jetzt einige Liebhaberinnen und Liebhaber des wiehernden Getiers:


Süüüß! Da kann dieses nicht ganz so possierliche Tierchen kaum mithalten, aber auf seine Weise ist dieser Vogel ja auch schön:


Schön. Das erinnert doch an den letzten Urlaub. Wann war der denn noch? Ach ja, der war doch im vorigen Jahr, als ich dieses Tier gesehen habe:


Austernfischer nennt sich dieser kleine Kerl. Ich weiß es jetzt nicht genau, aber vielleicht hat er ja neben Austern auch Appetit auf diesen kleinen Kerl:


Wenn er ihn denn findet. Er ist ja doch etwas versteckt. So wie dieses drollige Nagetier:


Na, gefunden? Sehr schön.

Ich finde, eigentlich ist unsere heimische Fauna viel zu schade, um als Lückenfüller herzuhalten. Trotzdem wird es wieder passieren, wenn mir gerade nichts einfällt.
Denn:

„Und wenn sonst nichts los ist…“

19.08.2011

Mythos Eierstich - ein Konstrukt der Moderne?

Wenn sich eine Unterhaltung unaufhaltsam dem Thema „Sinn“ nähert (und wie oft geschieht so was – ganz genau: erschreckend oft), dann führt dieses Gespräch ebenso unaufhaltsam zu der Frage nach dem „Sinn des Lebens“.

Die niemand so richtig beantworten kann; zu allumfassend, zu weitreichend wäre diese Erklärung: Zu groß für ein kleines, erbärmliches Menschenhirn.
Daher widmen wir uns nun eher den geringeren Sinn- und Unsinnfragen innerhalb dieses menschlichen Lebens. Sport zum Beispiel ist wirklich sinnvoll: Körperertüchtigung hält jung, fit und schlank, und wer partout keine Lust auf Fitnessstudio hat, der kann immer noch Radfahren.

Wobei ebenjenes Fahrrad durchaus funktionstüchtig sein sollte, ansonsten wäre sowohl das Fahrrad selbst als auch die Vorbereitung auf diese Fahrradtour (Helm aufsetzen, Luft aufpumpen, Bier einpacken) vollkommen sinnlos.

Danach dann einen Milchkaffee; mmmh, lecker…aber nanu, was ist denn nun los?, mediterrane Lebensweise im hohen Norden, ausgedrückt und ausgelebt mittels einer Tasse ohne Henkel? Was soll das?

Bedeutet das, dass der gemeine Franzose es schätzt, sich die Finger zu verbrennen, um sich immer wieder des schönen Daseins zu erinnern? Das bringt doch nichts, ebenso wenig wie der Umstand, dass besagter Milchkaffee dann zum Ausgleich 4 Euro kosten soll…überhaupt Geld:
Ist Geld sinnvoll? Was wäre denn, wenn das Geld abgeschafft und stattdessen der Mensch um seiner selbst willen lebt und tut, was ihm gefällt?

Also aus purer Freude Fleischer wird oder Fliesenleger oder eben nicht Banker, dafür aber Raumschiffpilot, wie uns die „Star Trek“-Reihe uns glauben machen will: Die Selbstverwirklichung als Ziel des eigenen Handels zum persönlichen und gemeinschaftlichen Wohl?
Und was bringt es, wenn man dieses mit Geld zusammenhängende Equipment dann kaputt macht, weil man es nicht mag?

Verschwindet dann das Geldsystem an sich oder wird wiederum mit Geld neues Equipment gekauft, um damit das nicht gemochte System weiter am Leben zu erhalten?

Schon wieder viele Fragen.

Schon wieder keine Antworten.

Und wo bleibt da eigentlich der Eierstich?

Tse, tse, tse…

17.08.2011

Buddha, wo bist Du?

Als ich neulich mal wieder ohne Ziel, Orientierung und Geld durch die verwinkelten Straßen des Viertels irrte, stieß ich plötzlich auf einen Hilferuf, der besagte, dass Buddha geklaut worden sei. `Nanu´, dachte ich und sah mir das mal näher an.

Demnach wurde eine 1,80 Meter hohe Buddha-Statue aus dem Eingangsbereich eines Lokals und Veranstaltungszentrums entwendet. Zwar stand es nicht explizit auf dem Plakat, es ist jedoch anzunehmen, dass das Kulturzentrum Lagerhaus ihren Buddha gerne wiederhaben möchte.

Aber geht das überhaupt? Kann denn irgendwer oder irgendwas irgendwie Besitzansprüche an einen Buddha stellen? Verstößt das nicht in irgendeiner Weise fundamental gegen die Lehren Siddharthas? Es gibt doch kaum etwas Weltlicheres als Besitz – und davon, dass Besitz der Schlüssel zur Weisheit sein soll, habe ich noch nie gehört…

Aber sehen wir uns den oder die Diebe an: Kann ein gestohlener Buddha überhaupt funktionieren, also Weisheit und Gelassenheit vermitteln, da er doch nur durch Gier und Heimtücke den Weg aus dem Lagerhaus fand? Funktioniert er überhaupt noch oder haben ihn die Ganoven durch ihre schändliche Tat jetzt kaputt gemacht? Und sind die ehrlosen Entwender nun doppelt angeschmiert – dadurch, dass sie jetzt Besitzer UND Diebe sind? Verbrechen lohnt sich anscheinend wirklich nicht – spätestens im erschlichenen Nirwana wird abgerechnet...



Doch wenden wir uns abschließend der Statue selbst zu: Wäre es nicht möglich, dass sich dieser Buddha im Zuge der allumfassenden Erleuchtung durch nächtliche Entkörperung mir nichts und auch dir nichts einfach aus dem Staube machte? Dass er einfach die heilige Nase voll davon hatte, die liebelange Zeit im zugigen Foyer rumzustehen?

Fragen über Fragen.

Wer weiß die Antwort?

Tse, tse, tse…

15.08.2011

Als ich offline war.

Als ich offline war, schien es mir nicht, von der Welt abgeschnitten zu sein. So nämlich geht es anscheinend, wenn man der inzwischen allgemein gültigen Auffassung Glauben schenken mag, den allermeisten Menschen.

Nicht allen Menschen natürlich: meiner Oma zum Beispiel geht es nicht so; die ist immer offline. Oder Frau Hedwig, meiner ehemals jung gewesenen Nachbarin, der geht es auch nicht so. Zwar ist die ältliche Dame ebenfalls von der Welt abgeschnitten, aber nicht deshalb, weil sie kein Internet hat, sondern weil sie keiner mag. Ich mag sie auch nicht: sie ist übellaunig, nachtragend und hat einen starken Hang zum Denunziantentum. Und sie riecht wirklich abscheulich. Aber lassen wir das.


Jedenfalls nahm sich mein Router das Leben. Er hat sich vor ein paar Tagen die Power-Lampe ausgeblasen. Dies ist schon das zweite Gerät innerhalb von nicht einmal zwei Jahren: Geht es sensiblen Routern in meiner Gegenwart wirklich so schlecht, dass sie ihren suizidalen Gedanken Taten folgen lassen? Und wie bringen sich Router eigentlich um – ohne Hände?

Auf jeden Fall gab es kein LAN. Das war nicht weiter schlimm, das Hotel Tahiti ist wenigstens in diesem Fall gut ausgestattet, hier ist Vollverlanung angesagt. Doch zu Hause ist das schon komisch: Jederzeit etwas in einer Suchmaschine zu suchen ist so normal geworden, dass selbst der Reflex, die Begrifflichkeit „Router funktioniert nicht“ einzugeben, mehrmals am Tag aktiviert wird.

Was ja nicht geht. Da ich ja unlan bin.

Ich schilderte also der zuständigen Telekommunikationsgesellschaft meinen Fall: Mein WLAN geht nicht. Nach mehreren Weiterleitungen an immer noch mehr spezialisierte Kollegen und diversen Fernmessungen und Leitungsdiagnosen stand dann nach dreißig Minuten fest: Mein WLAN geht nicht.

Und das liegt am Router. Und: „Glück gehabt, das fällt noch unter die Garantieregelung, die zwei Jahre beträgt.“ Auf meinen Einwand, dass das Gerät erst vier Monate alt sei, weil sich das erste Gerät auch schon getötet hat, erwiderte der durchaus freundliche Herr, dass immer nur der Erwerb des Erstgerätes für die Garantie ausschlaggebend sei – und das sei vor 22 Monaten gewesen. Das klang durchaus unlogisch, so dass ich von weiteren Erläuterungen zugunsten der Verständlichkeit absah.

Jetzt aber ist das neue Gerät da.

Und mit dem Gerät endlich auch wieder die Flut von Informationen, die der Mensch wirklich braucht:

Paris Hilton hat zugenommen!

Pippa trägt Poimplantate!

Dieter Bohlen ist gemein!

Na dann: Hurra.