Niemand,
aber auch wirklich niemand mag Klugscheißer. Ich auch nicht. Dennoch komme ich
manchmal nicht drum herum, klug zu scheißen: Und das ist wahrlich abartig,
affektiert und in höchstem Maße unsympathisch. Das dachte sich die Zeitschrift „Season“
wohl auch, die von mir folgenden Leserbrief erhielt und bis heute keine Antwort
lieferte:
„Sehr
geehrte Damen und Herren,
mit
Interesse las ich ihr Heft „Season“, Ausgabe März/April 2012, welches ich sehr
informativ und abwechslungsreich fand. Zu einem Punkt möchte ich jedoch Bezug
nehmen, einem scheinbar kleinem Detail, welches mir aber nicht unwichtig
erscheint. So stellen Sie bzw. diverse Autoren auf Seite 216 mit der
Überschrift „Der erste Satz“ bedeutende Romananfänge berühmter Werke vor. Frau
Angelika Klüssendorf nannte in diesem Zusammenhang den ersten Satz des Romans
„Moby Dick“, der in der Tat in der Literaturgeschichte einen hohen Stellenwert
genießt. Doch leider liegt Frau Klüssendorf mit ihrer Meinung leicht daneben,
wenn sie „Nennt mich Ismael“ zitiert, da sie das wichtigste Wort ausgelassen
hat: Der korrekte Beginn des Romans lautet „Nennt mich meinethalben Ismael“; und dieser Umstand verändert den ganzen Sinn
des Satzes und lässt Freiraum für vielfältige Interpretationen: Heißt der
Protagonist etwa nicht Ismael? Ist die Geschichte erfunden oder wahr? Wer ist
der eigentliche Hauptdarsteller des Berichts: Ismael? Ahab? Der Wal?
Mein
Lieblingsanfangssatz der klassischen Literatur ist übrigens der Beginn von
Kafkas Roman „Das Schloß“: „Es war spätabends, als K. ankam.“ Dieser Satz
klingt nicht nur gut, sondern nimmt schon einen Teil der typisch kafkaesken
Irrungen und Windungen der Geschichte vorweg.
Aber das nur
am Rande.
Einen
angenehmen Tag wünscht
Benno Ketten
Die mag auch keiner: Zecken. |
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