07.05.2012

Brust und Keule - Zwei Nachmittage Youtube

Körperliche Gewalt und weibliche Brüste: Zwei für mich vollkommen unergründliche Mysterien. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir weder vorstellen kann, jemandem physisch Schmerz zuzufügen, noch, dass ich mit mehr oder weniger großen Milchdrüsen auf dem Brustkorb herumlaufe. Also: Tritte und Titten – nicht vorstellbar.

Aber gerade weil es unvorstellbar ist, bin ich sehr interessiert an diesen beiden Themen. Und ich denke, dass ich –aus welchen Gründen auch immer- damit nicht alleine bin. Und woher weiß der internetaffine Mensch, was die Masse mag oder auch nicht? Zum Beispiel,  wenn er Youtube einen Besuch abstattet. Und das habe ich auch getan: An zwei Nachmittagen suchte ich dort gezielt nach Gewalt und Sex.

Der erste Nachmittag stand also ganz im Zeichen der Gewalt. Nun, lange suchen musste ich nicht, um auf schier unglaubliche Dinge zu stoßen, Dinge, die mich doch recht fassungslos zurückließen. Während meiner Schulzeit kursierte das Gerücht, dass es einen Film gäbe, der „Gesichter des Todes“ heißen und richtige, echte Tote und Tode zeigen würde. Gesehen habe ich diesen Film allerdings nie. Mein erster Suchbegriff war also dieser Film, und siehe da – alle vier Folgen dieses Films in voller Länge. Und um es so neutral wie möglich auszudrücken: Das war nicht schön, was ich dort sah. Rechts neben der Filmplattform standen dann die weiteren Vorschläge, die den gewaltinteressierten Betrachter reizen könnten. Hier suchte ich mir im Verlaufe der nächsten Stunden ein paar Filmchen aus dem schier unerschöpflichen Vorrat an fiktionalen und realen Splatterclips aus – hier eine Auswahl: Ach, ja: Menschen mit empfindlicher Seele sollten das jetzt nicht lesen.
Ich sah also Menschen, die von Autos und Zügen überfahren wurden, die mit Motorrädern zu Tode kamen, mit dem Flugzeug oder dem Ballon abstürzten oder vom Himmel fielen, weil sich der Fallschirm nicht öffnete; ich verfolgte Messerstechereien, diverse Schießereien, Überfälle mit Todesfolge oder –reißerisch zur Heldengeschichte aufbereitet- den Scharfschützenschuss mit der weitesten Entfernung. Ferner erlebte ich alle möglichen Formen der Exekution: Erschießen, Erhängen, Köpfen mit dem Schwert, Steinigung oder Amputationen bei vollem Bewusstsein wegen Diebstahls, um nur wenige Beispiele zu nennen. Der aufgebrachte Mob verübte mehrmals grausam Selbstjustiz, indem er Menschen langsam erschlug oder mit Benzin übergoss und bei lebendigem Leibe verbrannte. Menschen sprangen aus brennenden Häusern oder verübten Suizide mit Gewehren, Pistolen oder Sprüngen von Dächern und Türmen. Außerdem berechneten sie ihr Bungeeseil falsch, wurden von Pitbulls angefallen, von Stieren aufgespießt, von Haien gefressen und von Elefanten zertreten. So, jetzt könnt ihr wieder weiterlesen.


Dies alles war das Ergebnis einer wenig akribischen Suche eines beliebigen Nachmittags. Es war unvorstellbar grausam und bei vielen Sequenzen wünsche ich mir jetzt, sie lieber nicht gesehen zu haben. Daher freute ich mich auf den nächsten Nachmittag, denn dann sollte es heeeiiß werden: Titten! Sex! Nackige Frauen! Und im Zuge des Gender Mainstreams: Nackige Männer! LECHZ! GEIFER!

Nun denn: Ich gab SEX ein. Was ich sah, waren Frauen in Bikinis und Männer in Badehosen. Außerdem einige Fotostrecken mit lustigen Bildern, allerdings war da von Sex nichts zu sehen. Dann stieß ich auf eine verheißungsvolle „Thai-Massage“, die allerdings nur die Massage eines relativ unansehnlichen Rückens beinhaltete. Aber da: Nackte Menschen! Ein Stamm aus dem Amazonasgebiet wird beim Verrichten seines Alltags gefilmt. Ein Viewer fragte dann in den Kommentaren doch tatsächlich, ob die Menschen dort rasiert seien oder von Natur aus keine Körperbehaarung hätten; ääh…ja. „Ääh…ja“ denke ich auch immer, wenn spärlich bekleidete Frauen an Stangen rumhampeln – und das konnte ich dann auch sehen: Frauen in Badekleidung, die an Stangen tanzen. Tse!

Eingabe: FICKEN. „Ficken am Strand“; ah, sehr gut. Leider stand da aber nur ein angezogener Typ am Strand rum, der einen Likör namens „Ficken“ trank und dabei mantraartig „Ficken am Strand“ runterleierte; der Witz wurde dadurch aber auch nicht lustiger. Dann geriet ich in einen Beitrag über die Arbeit eines männlichen Pornodarstellers in der Schweiz – und da erhaschte ich drei Sekunden lang einen Blick auf eine (!) weibliche Brust: Ein Anfang.
PORNO. Unter „Porno“ fand ich lediglich das doch recht lustige „Porno Ping-Pong“ von Joko & Klaas. Allgemein kann zumindest gesagt werden, dass viele Filmchen mit nackten Tatsachen beworben werden, dafür aber keine unbekleideten Menschen beinhalten: Ein billiger Trick?

Nun aber: Ich gab NACKT ein. Und sah tatsächlich Lena Meyer-Landrut, wie sie in der RTL-Sendung „Bitte helfen sie mir“ oben ohne in den Pool springt. Erkennen konnte ich nichts, aber ich erinnere mich, dass das vor zwei Jahren ein halbwegs großer Aufreger war. Und Nora Tschirner in einer Szene in „Keinohrhase“, da war sie auch nackt. Man sah was! Uiuiui…und verheißungsvoll ging es weiter: Nacktshooting beim Next Topmodel! Nackt war da allerdings niemand, genauso wenig wie in dem kleinen Film, der uns die Vorzüge des nudistischen Lebens erklärte. Erklärt wurde uns auch, wie „Brazilian waxing“ funktioniert, eine spezielle Art der Intimrasur – nur leider ohne Fallbeispiel. Und bei „Naked Yoga“ waren Mumu und Nippel von lustigen Früchtchen mit Gesichtern verdeckt. Aber da: Eine nackte Tänzerin. Wahrscheinlich ist die Nacktheit ein Teil der künstlerischen Freiheit, man sah nämlich ALLES – der Wahnsinn.

Fast alles sah man auch bei einem politischen Protest in Russland, wo barbusige Damen auf irgendwelche Missstände aufmerksam machten. Leider weiß ich nicht, welche Missstände angeprangert wurden, vielleicht „Stop dem Blusenklau“ oder einfach nur „Freiheit“; ich weiß es nicht, ich kann kein russisch. Ebenfalls FAST alles sah man im Rahmen einer extravaganten Modenschau, da trugen die Models nämlich nur noch Schuhe und Hut; hm.
Was ist denn mit den Männern? Tja, da sah es auch mager aus: Zumindest sah ich eingeölte Muskelmänner, die im Stringtanga rangen. Und eine Penisuntersuchung beim Urologen, wo man IHN sah, den Penis, den Schlong, den – Schwanz! Den allerdings sah man nicht beim Fotoshooting mit französischen Athleten, da die wesentlichen Stellen nachträglich verpixelt wurden. Nachträglich, ja regelrecht für zig Generationen traumatisiert sind Millionen von unschuldigen amerikanischen Kindern und rechtschaffenen, gottesfürchtigen US-Bürgern, denn sie mussten NIPPELGATE mitansehen: Ohne Vorwarnung. Ohne Möglichkeit, die keuschen Augen rechtzeitig zu schließen. Janet Jackson zeigt eine weibliche - BRUST. Und das gibt es sogar auf Youtube, wenn auch unscharf und zu weit weg. Erschütternd!

Das war also meine Recherchetätigkeit zweier Nachmittage. Auf ein moralisierendes Fazit verzichte ich einfach mal. Stattdessen schaue ich jetzt ein wenig mein absolutes Lieblingsvideo auf Youtube: Garantiert jugendfrei und ohne Überraschungen…


4 Kommentare:

  1. ALTER, DU BIST DOCH KRANK!

    AntwortenLöschen
  2. Also, SO alt bin ich ja nun doch noch nicht...

    AntwortenLöschen
  3. Das Video ist großartig. Ich gebe es mir täglich in voller Länge (kleiner Scherz).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wenn Du es irgendwann zwei Mal täglich schaffen solltest, werde ich Dich anbeten.

      Löschen