02.05.2012

Leblose Füße

Der Morgen graute bereits, als ich einen abschließenden Rundgang durch unsere ehrwürdige Herberge unternahm. In nahezu allen Fällen ist dieser Rundgang ergebnislos – keine Beschädigungen, keine Einbrüche, keine nennenswerten Verschmutzungen. Doch als ich den 2. Stock betrat, sah ich hinter einem Mauervorsprung auf dem Parkett liegend etwas hervorragen: Dort lagen – zwei Füße. Zwei Füße in Schuhen und mit dem dazugehörigen Menschen dran – quasi wie im Krimi, wo man nur den unteren Teil des Körpers sieht, aber weiß, dass dieser Mensch tot ist. Das dachte ich dann auch -´Muss das sein: Ein Toter zu Feierabend?`-, doch bei näherer Betrachtung stellte sich dann heraus, dass der werte Herr nur schläft; also – Alkohol.
Post und Bild passen hier eigentlich nicht zusammen.

Nun, ich weckte ihn umgehend und überraschenderweise wachte er auch sofort auf. Leider hatte er weder Zimmerschlüssel noch irgendeinen Beleg, dass er in unserem Hotel wohnte, dabei, sodass ich ihn erst einmal zur Rezeption mitnahm. Der etwas mitgenommene Däne behauptete jedoch steif und fest, auf Zimmer 374 zu wohnen, was ich aber nicht so ganz glauben konnte, denn dann müsste der Herr Larsen aus Dänemark mit der Frau Fong aus China zusammen wohnen: „Wohnen Sie mit einer Frau Fong zusammen?“ „Nein.“

Na also.

Und Herr Larsen tauchte nirgendwo, in keiner Liste auf. Nach mehreren Telefonaten mit angrenzenden Hotels stellte sich dann heraus: Herr Larsen wohnte gar nicht bei uns, im Hotel Tahiti, sondern im Kongo-Hotel.

Wie kam er dann in unseren Flur?

Tse, tse, tse…

2 Kommentare:

  1. :] ich musste wegen so einem fast schon mal die polizei holen
    der satz (in schöneren worten ausgedrückt) "geben sie mir jetz sofort den ersatzschlüssel für mein zimmer oder sie können was erleben" hat mich aber gleichzeitig zur lösung des problems geführt
    bei uns gibts nämlich keycards

    immerhin zeigt der betrunkene oft reue wenn man es denn endlich mal geschafft hat, ihn davon zu überzeugen dass er gerade mist baut.

    taxi gerufen, einer versifften umarmung - als entschuldigende geste gedacht - grade noch ausgewichen und es war wieder ruhig :]

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  2. Leider gilt die Faustformel: Je breiter, desto Freund - soll heißen: Je besoffener ein Gast ist, desto mehr ist er auf Körperkontakt bedacht. Das können Umarmungen sein oder auch einfach nur Hände schütteln (muäh!), "five" geben oder das Tätscheln der Hand oder der Wange (...).
    Am nächsten Abend ist dann aber nichts mehr mit "Freund"; in der Regel ist denen der vorherige Abend dann doch recht peinlich.
    Es sei denn, sie sind wieder stramm - dann geht es weiter - immer weiter...

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