13.01.2012

Rund um den Schuh

Vor einiger Zeit begab es sich aber, dass in Berlin einige Hundert Menschen gegen einen Menschen protestierten, der in einem Schloss wohnt; und dieser Mann wohnt in den Augen der Demonstranten zu Unrecht dort, weil er bereits ein Haus besitzt, welches er sich vor einigen Jahren kaufte. Oder so.
Aber darum geht es jetzt gar nicht; vielmehr geht es um die Art des Protestes: Die Teilnehmer der Demonstration hielten nämlich Schuhe in die Luft, was in vielen Teilen der Welt als ein derbes Zeichen großer Verachtung gilt.
Ich erinnere mich gerade an eine Meldung in der Zeitung, die ich vor etlichen Jahren las: Da schaute sich ein Mann in Los Angeles oder San Francisco, na jedenfalls in den USA, eine künstlerische Darbietung einer Theatergruppe aus dem Orient oder aus dem asiatischen Raum an, so genau weiß ich das nicht mehr. Ganz genau weiß ich aber noch, dass der Mann –wohl aus Gründen der Behaglichkeit- seine Füße auf den Tisch legte; dies, genauer gesagt seine Schuhsohlen, sahen dann die ehrenhaften Schauspieler, die sich daraufhin so verletzt und beleidigt fühlten, dass einer der Akteure von der Bühne stieg und den Mann umbrachte.
Wir erinnern uns außerdem an die berühmte Pressekonferenz, in der George W. Bush von einem Journalisten mit einem Schuh beworfen wurde – mehr Verachtung geht nicht. Besagter Journalist erhielt sogar eine längere Gefängnisstrafe, weil man nicht mit einem Schuh auf einen Präsidenten werfen darf.
Dieser Trend, auch „shoeing“ genannt, schwappt also seit einiger Zeit auch zu uns. Einen nicht gerade kleinen Anteil an diesem Trend nimmt hierbei zweifelsohne der Film „Wag the dog“ ein, wo aus Gründen der Solidarität mit einem Soldaten namens „Shoe“ überall im Land Schuhe auf Laternenmasten und über Leitungen geworfen wurden. Und diese Art von Schuhplatzierung sehe ich immer häufiger auch bei uns; doch steckt auch hier eine Art von Protest dahinter? Oder will da jemand einfach nur seine alten Latschen loswerden?
Und da erinnere ich mich schon wieder an eine Geschichte: Vor Jahren einmal war ich in Barcelona, und wie jeder anständige Barcelonatourist besuchte auch ich DAS touristische Highlight der Stadt – das Schuhmuseum. Der Museumswärter war ein seeehr alter Mann, was ihn aber nicht davon abhielt, sich sehr über meinen Besuch zu freuen.  Er gab mir also zu verstehen, dass ich ihm folgen sollte, was ich auch tat. Am Ziel angekommen sagte er: „Dies ist der Schuh von Columbus!“ Und dieser Schuh war so groß wie ein kleines Boot. Er war nämlich der Größe der Statue angepasst worden, die in der Nähe des Hafens auf einer hohen Säule steht, und diese nach Amerika zeigende Statue war und ist riesengroß . Und natürlich war ich beeindruckt von diesem gigantischen Treter, also lobte ich den glücklichen, alten Mann und pries den Schuh in den höchsten Tönen.
Was ich damit sagen will (und das gilt vor allem für die Leser, die sich immer über die fehlende Pointe in meinen Texten aufregen): Wenn die Protestler irgendwann anfangen werden, mit den Schuhen von Columbus zu werfen, na dann:
Gute Nacht, Marie.
Oder George.
Oder Christian.
Oder…

2 Kommentare:

  1. Ja, das ist schon ziemlich abwertend Jemanden die Schuhsohle zu zeigen oder gar zu bewerfen, aber mit dem neuen Trend des Shoeings denke ich wird es bald ein Kompliment sein mit einem Schuh beworfen zu werden.

    Jedenfalls solange es nicht so ein Schuh ist, wo ein Absatz bleibende Erinnerungen hinterlassen könnte...

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    1. Hallo Markus,
      ja, diese Einschätzung teile ich auch: Es wird wohl in die gleiche Richtung wie das "torten" von doofen Politikern gehen. Inzwischen finden die das ja auch toll -siehe Guttenberg. So wie das ebenso eine Ehre ist, von Harald Schmidt durch den Kakao gezogen zu werden. Dann müssen neue Guerilla-Aktionen her: Beispielsweise "knutsching": Träger des Herpes-Virus küssen "wichtige" Persönlichkeiten. Oder "Cockroach-Egging": Einfach eine handvoll Schabeneier ins Auto pfeffern und binnen einer Woche ist der Wagen ein wahres Dschungelcamp...

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