13.02.2012

Bronchitis wird durch Rauch erst schön!

Rauchen. Ja, richtig gelesen, jetzt geht es ums – Rauchen. Der Raucher hat es in diesen Tagen noch schwerer als sonst auch schon: Bei klirrender Kälte zittert sich die frostige Hand mit der Kippe in Richtung Mund, hastig zieht man am Glimmstängel, und wenn man dann wieder ins Warme gelangt, rümpft die Kollegenschar angewidert die Nase. Das ist fürwahr schlimm: Denn Raucher sind eigentlich ganz arme Schweine.
Vor einiger Zeit las ich eine Äußerung eines Mediziners, der Raucher als kranke Menschen eingestuft hat: Da der gemeine Raucher nun mal abhängig sei vom Tabak und seinen Inhaltsstoffen, demnach also von einer Sucht befallen, sind Raucher in eine Reihe mit anderen Suchtkranken wie Alkoholikern, Spielern und Heroinabhängigen zu stellen. `Oha´, dachte ich, denn damals rauchte ich auch noch.
Heute denke ich jedoch ähnlich. Denn machen wir uns doch nichts vor: Wer verlässt denn schon freiwillig die warme Kneipe und stellt sich bei Minusgraden auf die Straße? Das hat doch mit dem gesunden Menschenverstand nichts mehr zu tun. Und auch das kennt der gemeine Qualmer: Da kann man noch so krank sein, geschlagen mit Fieber, Grippe, Bronchitis oder gar Lungenentzündung: Das kratzt die Fluppe überhaupt nicht – sie will geraucht werden. Und sie wird auch geraucht, egal, wie weh das tut und wie schlecht es einem währenddessen und danach geht. Auch da hat der Verstand Pause: Denn Sucht und Verstand – das passt nicht zusammen.
Als ich nach zwanzig Jahren meine Raucherkarriere beendete, ging es mir wirklich dreckig: Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Körper einmal komplett auf links dreht; so wie ein Computer, der erst einmal runterfahren muss, um dann neu zu starten. Begleitet von massiven Entzugserscheinungen, Schmerzen, Schweißausbrüchen, Sehstörungen, Schlaflosigkeit etc. bin ich dann nach drei Wochen zu meiner damaligen Mitbewohnerin gegangen und habe sie gebeten, meinen restlichen Tabak irgendwo wegzuwerfen; denn ich wäre sonst imstande gewesen, das Kraut zwischen all dem stinkenden Schnotter aus dem Müll zu fischen.
Und noch heute, über fünf Jahre später, habe ich ein paar Mal in der Woche das Verlangen zu rauchen. Mir also draußen bei Minusgraden gehörig den Arsch abzufrieren. Ergo: Das Verlangen, alle zwei Jahre zu renovieren. Meinen Zähnen das angedeihen zu lassen, was meine Haut im Sommer partout nicht schaffen will – nämlich braun zu werden. Der Wunsch, in stigmatisierenden, gelben Quadraten zu stehen. Oder in gläsernen Käfigen. Bei Radtouren nach Anstiegen beinahe zu kotzen: Das ist eine kranke Vorstellung.
Demnach sind Raucher kranke Menschen. Aber was das jetzt heißt, wie nun die Heilung aussehen soll und welche Rolle die Tabakindustrie dabei spielt - das kann sich ja mal der geneigte Leser selbst überlegen.
Das Schlimme ist jetzt aber: Ich hätte gerade größte Lust, eine zu rauchen…

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