02.02.2012

Fördernde Wirkungen eines kruden Batzen Metts

Über kaum einen Brotaufstrich  wurden in letzter Zeit so kontroverse Diskussionen geführt wie über Hackepeter: Während das Pro-Lager die delikate Komponente hervorhebt, ereifert sich die Kontra-Fraktion über die sprichwörtliche Rohheit dieses Metts. Ich kann an dieser Stelle die verhärteten Fronten nicht aufweichen – zu unversöhnlich stehen sich beide Parteien gegenüber. Betrachten wir doch lieber den fleischigen Gegenstand dieses Disputs:

Hackbatzen

So hat Hackepeter in unserer Kultur schon immer einen gewissen Stellenwert gehabt: Während der gemeine Mensch aus Hannover wahrscheinlich korrekt „Hackepeter“ sagen würde, spricht der Bremer schon von „Haggepedoh“ und der Hamburger vielleicht gar von „Hoggepejdäh“. Nichtsdestotrotz vermittelt dieser Brotaufstrich – sind wir mal ehrlich: muss es nicht eher Brotaufdrück heißen? – ein wärmendes Gefühl von Heimat, von Gemütlichkeit, ja, von – Geborgenheit. Und als quasi Quintessenz dieses heimatlichen Empfindens ist hier vor allem eine Errungenschaft des erdschollenverbundenen Menschen zu nennen: Der Hackigel. Lange Zeit war der Hackigel auf jeder Feierlichkeit zu finden; jeder Gastgeber, der etwas auf sich hielt, landauf, landab, bot solch ein durchwolftes Tierchen an. Gerne griffen die entzückten Gäste zu; dann wurden zarte Gefühle wach, langvergessene Erinnerungen tauchten plötzlich vor dem geistigen Auge auf: Der erste Kuss. Das Picknick mit dem smarten Heiner vom Nachbarhaus. Das neue Rhönrad. Ach, schön wars!

Hackigel

Heute jedoch hat der Hackigel einen schweren Stand: Kaum noch ist er auf Partys zu finden, und wenn doch, wird er geschmäht: Ein wertvolles Kulturgut droht verloren zu gehen, der Hackigel: Ein Relikt der Vergangenheit.
Stattdessen droht diese kulturelle Schmackhaftigkeit in die Trivialität abzurutschen, ja, sie dient bisweilen sogar zur Befriedigung primitiver Triebe oder zur niveaulosen Belustigung der tumben Massen. So erinnere ich mich an eine lang zurückliegende Begebenheit, die sich einst zutrug: Ich, ein hoffnungsvoller Jungspund, alberte fröhlich mit Egbert, dem forschen Nachbarsjungen herum, bis Peter, der einfältige Dorflümmel, um die Ecke kam. Wir waren wohl zu Scherzen aufgelegt und riefen „Peter! Peter! Komm doch mal her!“, worauf der ahnungslose Peter zu uns kam und der Egbert forsch rief „Du, gestern war ich wieder voll hacke, Peter!“ Da haben wir sehr gelacht, nur der Peter, der nicht.

Hackpidel

Doch die Renaissance des erlabenden Metts steht kurz bevor; nicht mehr lange, dannEy Alter; ALTER! Was soll das denn: Hackpidel. Sach mal bist Du blöd im Kopf oder was? Überhaupt: Pidel – ey ich glaub das nicht! Ja, wieso, was ist denn damit? Was damit ist, fragt er! Was damit ist! Macht hier einen auf Elke Heidenreich, Buchvorstellung und so und „HUUU, seht doch wie intelligent und belesen ich bin uuuh“ und schreibt dann PIDEL; ey Alter wie alt bist Du eigentlich? 10? Nee, wieso jetzt, wer bist Du eigentlich wer ich bin fragt er Mann ich bin Dein letzter Leser du Schwachkopf wenn du so weitermachst! Pidel! Ich glaub das nich son vorpubertärer Kack…
Äh…tschuldigung. Wie hat der das denn geschafft, hier was reinzuschreiben? Könnt ihr das auch? Tse…

Hackfresse

Nun denn; die bestimmende Thematik dieses Beitrags lautet, wie es die interessierte  Leserschaft bereits bemerkt haben dürfte, „Gestern, heute, morgen: Hackepeter im Wandel der Zeit“. Gestern und heute haben wir behandelt; doch was ist mit der Zukunft? Ist sie so rosig wie frisches Hack? Einschlägige Prognosen namhafter Wissenschaftler wären eindeutig: Jein. Erquickend für Leib und Seele ist Hackepeter jedoch auf jeden Fall; für diese Einschätzung braucht der geneigte Fleischfreund keinen Wissenschaftler. Daher abschließend:
Kauft euch mal wieder einen Batzen Hack und esst ihn auf einem leckeren Vollkornbrötchen: Dann geht’s euch gleich viel besser.

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