15.08.2011

Als ich offline war.

Als ich offline war, schien es mir nicht, von der Welt abgeschnitten zu sein. So nämlich geht es anscheinend, wenn man der inzwischen allgemein gültigen Auffassung Glauben schenken mag, den allermeisten Menschen.

Nicht allen Menschen natürlich: meiner Oma zum Beispiel geht es nicht so; die ist immer offline. Oder Frau Hedwig, meiner ehemals jung gewesenen Nachbarin, der geht es auch nicht so. Zwar ist die ältliche Dame ebenfalls von der Welt abgeschnitten, aber nicht deshalb, weil sie kein Internet hat, sondern weil sie keiner mag. Ich mag sie auch nicht: sie ist übellaunig, nachtragend und hat einen starken Hang zum Denunziantentum. Und sie riecht wirklich abscheulich. Aber lassen wir das.


Jedenfalls nahm sich mein Router das Leben. Er hat sich vor ein paar Tagen die Power-Lampe ausgeblasen. Dies ist schon das zweite Gerät innerhalb von nicht einmal zwei Jahren: Geht es sensiblen Routern in meiner Gegenwart wirklich so schlecht, dass sie ihren suizidalen Gedanken Taten folgen lassen? Und wie bringen sich Router eigentlich um – ohne Hände?

Auf jeden Fall gab es kein LAN. Das war nicht weiter schlimm, das Hotel Tahiti ist wenigstens in diesem Fall gut ausgestattet, hier ist Vollverlanung angesagt. Doch zu Hause ist das schon komisch: Jederzeit etwas in einer Suchmaschine zu suchen ist so normal geworden, dass selbst der Reflex, die Begrifflichkeit „Router funktioniert nicht“ einzugeben, mehrmals am Tag aktiviert wird.

Was ja nicht geht. Da ich ja unlan bin.

Ich schilderte also der zuständigen Telekommunikationsgesellschaft meinen Fall: Mein WLAN geht nicht. Nach mehreren Weiterleitungen an immer noch mehr spezialisierte Kollegen und diversen Fernmessungen und Leitungsdiagnosen stand dann nach dreißig Minuten fest: Mein WLAN geht nicht.

Und das liegt am Router. Und: „Glück gehabt, das fällt noch unter die Garantieregelung, die zwei Jahre beträgt.“ Auf meinen Einwand, dass das Gerät erst vier Monate alt sei, weil sich das erste Gerät auch schon getötet hat, erwiderte der durchaus freundliche Herr, dass immer nur der Erwerb des Erstgerätes für die Garantie ausschlaggebend sei – und das sei vor 22 Monaten gewesen. Das klang durchaus unlogisch, so dass ich von weiteren Erläuterungen zugunsten der Verständlichkeit absah.

Jetzt aber ist das neue Gerät da.

Und mit dem Gerät endlich auch wieder die Flut von Informationen, die der Mensch wirklich braucht:

Paris Hilton hat zugenommen!

Pippa trägt Poimplantate!

Dieter Bohlen ist gemein!

Na dann: Hurra.

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