25.10.2011

Der Gast neigt zur aktiven Fassentspannung: Freimarkt 1

Wenn ich in die Situation komme, ein paar Hotelanekdoten zum Besten geben zu müssen, dann sind die Begebenheiten, in denen Alkohol im Spiel ist, sehr beliebt; mischt sich hier doch die ausgelassene Schadenfreude über den Betrunkenen (Gast) mit der Schadenfreude über den Erleidenden (Ich).

Es gibt also gewisse Zeiten in Bremen, die der ausgiebigen Trunkenheit sehr förderlich sind: Freimarkt, Weihnachtsmarkt, 6-Tage-Rennen und allgemeine, unvorhersehbare Ereignisse wie beispielsweise ein lauer Sommerabend, wo die ganze Stadt kollektiv auszurasten scheint.

Jetzt aber: Freimarkt. Ein Jahrmarkt, auch Kirmes genannt oder sogar: Rummel.

Mittlerweile habe ich doch einige Freimarktzeiten im Hotel erlebt und kann wirklich sagen, dass der allgemeine Durst etwas nachgelassen hat; dennoch sind die Gäste weiterhin meilenweit davon entfernt, nüchtern ins Hotel zu torkeln. In der Tat gab es Tage, in denen wirklich alle Gäste, also 100% der „Hausbewohner“, mit ordentlich Schlagseite in die Herberge waberten. Dabei ist es wirklich nichts Außergewöhnliches mehr, wenn die Gäste ihre Zimmernummer nicht mehr wissen. Oder durch das Hotel irren und nicht mehr wissen, wo sie wohnen. Dann gehe ich ab und an auf „Patrouille“, sammle die Trunkenen ein und führe sie zu ihrem Zimmer. Wenn sie ihre Zimmernummer schon wieder vergessen haben sollten: „Setzen sie sich hier hin, bewegen sie sich nicht, ich bin gleich wieder da“: Zur Lobby, Zimmernummer rausfinden und hoffen, dass der Gast noch da sitzt, wo man ihn hingesetzt hat.

Schwierig wird es, wenn die Gäste ihren Namen nicht mehr wissen: Doch, das kommt häufiger vor, als man so denkt. Dann:

„Also; beginnt ihr Nachname mit einem `A´?“

Kopfschütteln.

„`B´?“

Kopfschütteln und so weiter, bis man fündig wird. Und das kann dauern, denn oftmals kann der Gast nicht einmal mehr sprechen. Dann folgt der eher unangenehme Teil der Arbeit: Ausweis verlangen - und wenn der Gast das auch nicht mehr versteht; Taschen und Hosentaschen durchwühlen in der Hoffnung, eine Form der Identitätsbestätigung zu finden. Hat man diesen Daseinsbeweis gefunden, mit der Zimmerbelegung vergleichen.

Und gegebenenfalls feststellen, dass der Herr oder die Dame gar nicht bei uns wohnt, da man eine Zimmerkarte vom „Kongo-Hotel“ gefunden hat. Also: Taxi rufen und den fremden Gast im Auge behalten, der sich derweil dazu aufrafft, sein Nachtlager in der Hotellobby aufzuschlagen. Dann dem erscheinenden Taxifahrer die Nachricht überbringen, dass er nur 200 Meter fahren muss, der Gast aber diese 200 Meter zu Fuß in diesem Zustand keinesfalls überleben würde: Der Taxifahrer freut sich.

Nicht.

Ich aber würde mich freuen, den geneigten Leser alsbald wieder zu begrüßen; dann gibt es konkrete Fallbeispiele des ausufernden Alkoholkonsums:

Und wer dann noch Durst hat, ist selbst schuld.

2 Kommentare:

  1. Witzig würde ich persönlich folgendes Szenerie finden: der (betrunkene) Gast versteckt sich, während Herr Ketten die Zimmernummer sucht, dann kommt Herr Ketten zurück und der Gast springt mit einer SCREAM-Maske aus einem Vorhang hervor...das wäre doch mal was ;-)

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  2. Da bin ich ja mal gespannt!

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