04.10.2011

Tierwelt auf dem Bierdeckel

Mein letzter Post handelte unter anderem von einem Zoo, einem Menschenzoo auf dem Planeten Tralfamadore, nachzulesen in dem Roman „Schlachthof 5“ von Kurt Vonnegut. Menschenzoos, die kennen wir hier gar nicht (wenn wir mal von "Big Brother" und ähnlichem Quatsch absehen). Wir kennen nur Zoos mit Tieren, mit großen Tieren, mit kleinen, mit exotischen, mit einheimischen.


Aber wie ist das eigentlich so, mit den Zoos? Jahrelang war ich ein eifriger Pro-Verfechter der Zoo-Idee, „Super, dann sterben die Tiere nicht aus“ oder „So kann man auch Tiere sehen, die man sonst nicht sehen kann“ oder, einem Ausspruch entnommen, den ich mal irgendwo gehört habe, „Zoos sind gut, weil die Tiere da nicht weglaufen können“.

Ich erinnere mich dunkel: Vor Jahren hat die BILD-Zeitung einmal folgendes in ihrer In/Out-Liste gemeint: „OUT: Zootiere, die sich verstecken“; hm. Da hatte sie, habe ich jedenfalls damals gedacht, recht. Weil, nichts ist blöder als der Umstand, dass du dir eine sauteure Zooeintrittskarte gekauft hast, um dann feststellen zu müssen, dass sich die Tiere nicht zeigen wollen. Und wenn das auch noch gehäuft aufgetreten ist, also wenn weder das Gnu noch der Orang-Utan oder der Eisbär oder der Gecko zu sehen waren, dann war da irgendwie der Verdacht, dass sich die werten Tiere abgesprochen haben.

(Heute wissen wir ja, dass auch Zootiere ihren freien Tag haben; die legen sich dann gerne den Tag so, dass sie ihre Freizeit nicht alleine verbringen müssen. Ist ja auch langweilig und deprimierend, wenn man alleine im Café sitzt oder im Kino. Deshalb tun sich viele Tiere an einzelnen Tagen zusammen, um gemeinsam einen Kaffee zu trinken oder zum Fußball zu gehen oder ins Theater. Und das ist auch wichtig: Sich mal richtig auskotzen, so von wegen `Scheiß Job´ und so.)



Das waren übrigens die miesesten Fritten meines Lebens; erhältlich im Zoo Berlin, nahe dem gleichnamigen Bahnhof (falls jetzt noch jemand Appetit hat).

Na, jedenfalls fand ich das gar nicht so lustig, so einen (scheinbar) halbvollen Zoo. Manchmal hat das Zoopersonal dann wohl gedacht, `Nee, das geht nicht: Das Tier muss gesehen werden´ und nahm dem Tier die Versteckmöglichkeiten. Und das habe ich mal gesehen: Im Zoo in Barcelona gab es einen weißen Gorilla namens „Schneeflocke“; den wollte natürlich jeder sehen. Ich war, glaube ich, drei Mal im dortigen Zoo, das letzte Mal 1995, und jedes Mal ist der dortige weiße Menschenaffe ein Stück mehr abgekackt: Er warf Gegenstände an die Scheibe, drohte mit der Faust und gab anscheinend schließlich auf, zeigte den Zuschauern den Rücken und wartete auf das Sterben. Was dann auch 2003 geschah: Er starb an Hautkrebs. Kein schönes Leben. Kein schöner Tod.


Und neulich sah ich eine Dokumentation über Zoos an sich, so: Das war auch nicht schön. Was ich naiverweise nicht wusste: Zoos handeln profitorientiert, nicht im Sinne des Artenschutzes. Vielleicht mag jetzt der ein oder andere lachen wegen meiner Ahnungslosigkeit: Bitte; ich glaube, das ist erlaubt. Aber ich glaube inzwischen, dass es dem betroffenen Tier herzlich egal ist, ob es aufgrund der Arterhaltung oder zur reinen Belustigung gefangen gehalten wird; Knast ist Knast. Und auch die Erklärung, es handele sich doch um im Zoo gezüchtete Tiere, die nichts anderes kennen, zieht meines Erachtens nicht: Denn Knast ist immer noch Knast.


Ein Fakt ist mir in Erinnerung geblieben: ALLE Eisbären in deutschen Zoos wohnen auf einer Fläche, die so groß ist wie die Freifläche rund um die Freiheitstatue in Berlin. Alle Eisbären würden also auf einem Verkehrskreisel leben. Dafür, dass in der Natur ein einzelner Eisbär ein Revier zur Verfügung hat, das ca. 150 Quadratkilometer umfasst, ist solch eine Verkehrsinsel ziemlich wenig. Zumal auf dieser Verkehrsinsel noch all die anderen „deutschen“ Eisbären leben. Und da stehen Eisbären ja überhaupt nicht drauf: Artgenossen.

Mein Fazit lautet also: Nein, ich gehe in keinen Zoo mehr.

Und Du?

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