05.03.2012

Ein duftes Pärchen

Das letzte Mal berichtete ich ja von seltsamen Menschen in Schienenfahrzeugen. Obskure Pärchen gibt es aber natürlich auch in Hotels. Spontan erinnere ich mich da an ein wirklich groteskes Duo…

Ich begann also wie immer meine Schicht mit einer kleinen Plauderei.  Meine Kollegin wies mich dann ausdrücklich auf ein sonderbares Paar hin, welches sich vor circa einer Stunde einquartiert hätte: „Wenn Du sie siehst, weißt Du, wen ich meine…“: Nun gut.
Passt nicht  wirklich zum Text: Dieses Bild.
Nach weiteren dreißig Minuten sah ich sie dann: Ein langer, dürrer Mann schob eine sehr voluminöse Frau, die in einem Rollstuhl saß, in Richtung Ausgang. Dabei mühte sich der Hüne, der eigentlich nur ein dünnes, großes Männlein war, ziemlich ab: Denn die Frau war schwer und der Rollstuhl nahezu platt.

Zwanzig Minuten später kam das ungleiche Gespann wieder; der Schieber stellte den Rollstuhl ab und trat an die Rezeption: Und das Männlein war wirklich furchtbar hässlich und roch noch viel furchtbarer – also so ein Gemisch aus Nieduschen und Niekleiderwaschen und einem Nagetier, das vor langer Zeit verstarb und in der Hosentasche verweste. Das Männlein also trat an die Rezeption und sagte „Waffer.“

?

„Waffer. Fier brauchn Waffer.“ Denn der dufte Herr hatte darüber hinaus auch ein Verständigungsproblem; also bitte, hier: Wasser. Und sie gingen und fuhren wieder in ihr Zimmer.
Passt auch nicht zum Text. Ist aber trotzdem ganz schön.
Wenig später kamen die Beiden wieder, allerdings ohne den Rollstuhl – die Frau, sie lief jetzt, und da sah ich: Das war gar keine dicke Frau, sondern ein ziemlicher Brecher von Mann in Frauenfummel. Und der Mann (die Frau?, wie sagt man; ich weiß nicht) verhielt sich auch gar nicht so wie eine Frau, sondern halt so, wie ein Mann eben so ist: Mürrisch, dunkle Stimme, männlicher Gang. Zusammen mit seinem Outfit war das natürlich ganz großartig und erinnerte mich spontan an Hans Werner Olm bzw. Luise Koschinsky; also ganz großes Kino. Sie setzten sich also in die Lobby, das dürrelange Männchen unterwürfig neben die Zweitluise. Und während das demütige Kerlchen darauf wartete, dass seine Angebetete einen Wunsch von sich geben möge, war währenddessen nur ein leises Grollen der Nebenluise zu vernehmen; man hörte Wörter wie „rausgehen“, aber auch „ficken“, während der müffelnde Diener erwartungsvoll schwieg. Aber dann geschah es – Luise sprach; sie sagte:

„HOL DEN ROLLSTUHL!“

Das Männlein tat, wie ihm geheißen war, und holte –tatsächlich leicht buckelnd- den Rollstuhl: Und Luise setzte sich, das dynamische Duo verschwand in die Nacht und ward jedenfalls von mir nicht mehr gesehen. Und die Fragen, die mich nach solchen Begegnungen stets beschäftigen:

Was taten sie da draußen? Wo kamen sie her? Wo gehen sie hin? Was machen sie jetzt, in diesem Augenblick?

Tse, tse, tse…

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