04.11.2011

Morbide Sonntagsfernseher

Wenn wir über Fernsehkrimis reden, dann werden wir über kurz oder lang auch über den „Tatort“ sprechen müssen. Tatort, das ist ja für viele Menschen eine Institution, gewissermaßen der spannende Ausklang eines (schönen oder aber auch langweiligen) Wochenendes. Dabei höre ich auffallend oft dies:
„Ich sehe eigentlich nicht viel fern, eigentlich gar nicht, nur den Tatort am Sonntag.“
Als wenn viel Fernsehen eine Schande wäre. Ich zum Beispiel sehe sehr gerne fern, oftmals ist es mir sogar egal, was: Einfach zappen, 30 Kanäle raufrunterraufrunterraufrunter und das stun-den-lang. Sehr entspannend.
Besonders in gebildeteren Kreisen herrscht dieses „Tatort-sonst-nichts“-Denken vor; hier wird manchmal gar der Fernseher einmal in der Woche aus dem Keller geholt und extra für das Krimivergnügen aufgebaut. Überhaupt neigt der aktiv denkende Mensch eher dazu, gar keinen Fernseher zu besitzen: Der Nichtbesitz des Fernsehers – ein Statussymbol? Oftmals ja. Ich weiß aber von so einigen fernseherlosen Leuten mit Intellekt, dass sie vor allem deswegen keinen Fernseher haben, weil sie sonst ihre gesamte Zeit vor der Glotze verbringen würden; ihr gesamtes Leben würde ruckzuck den Bach runtergehen und sie würden aufgrund der Knabberfernsehkost schwupppdiwupp dick und rund werden.
Aber der Tatort muss sein.

Warum?
Ist der Tatort nun die intellektuelle Bastion der heimischen Abendunterhaltung schlechthin? Finde ich oftmals nicht. Ich finde eher, dass man sich manch Tatort hätte schenken können: Denn im Tatort gibt es sich regelmäßig wiederholende Stereotypen: Zum Beispiel der Typ „Pubertierender Teenager, der aus lauter Unverstandensein Scheiße baut“. Oder aber der Typ „Leicht geistig Behinderter“, der dem ganzen Plot irgendwas geben soll: Menschlichkeit? Geheimnisumwittertes, mystisches Flair?
Was sollen also diese ständigen Wiederholungen: Fällt den Autoren nichts mehr ein? Fehlt es an Kreativität?
Was sollen also diese ständigen Wiederholungen: Fällt den Autoren nichts mehr ein? Fehlt es an Kreativität?
Die andere Sache, die mich wirklich nahezu jedes Mal aufregt, ist diese Nummer:
„Geben sie auf, Hoffmann, es hat doch keinen Zweck!“ Oder diese:
„Pannemann ist verschwunden!“ Oder aber auch:
„Rindspelt hat auf Kackebart geschossen: Aber welche Rolle spielt dabei Bockschuh?“
Haben die Protagonisten wirklich nur Nachnamen? Kein „Herr“, kein „Frau“? Gerade bei diesen Anreden fällt mir auf, dass der Tatort bloße Fiktion ist – und das will ich nicht, wenn ich einen Film sehe. Sonst ende ich noch wie diese seltsamen Menschen, die krampfhaft, ja manchmal sogar krankhaft, Filmfehler suchen und dabei das reine Vergnügen aus den Augen verlieren.
Aber das soll jetzt nicht das Thema sein. Und überhaupt, was soll denn immer die destruktive Nörgelei? Bei den Sammelpunkten neulich war das doch auch schon so: Krise oder was?
Klarkommen, Ketten!


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