01.11.2011

Wer kauft, der spart!

Kürzlich fragte mich eine geneigte Leserin (des Datenschutzes wegen nennen wir sie hier an dieser Stelle mal Sabinchen Flipp), ob ich schon einmal über die Sammelpunkte berichtet hätte, die es in großen Supermärkten ab einen bestimmten Warenwert als Geschenk obendrauf gibt. Wenn man dann dreißig Marken in sein kleines Album geklebt hat, gibt man es ab und man kann hochwertige Dinge zu einem niedrigeren Preis erwerben.
Anschließend schilderte Sabinchen Flipp eine Szene, die sich jüngst zutrug: Sie beobachtete eine ach; lassen wir sie doch selbst zu Wort kommen:
Wurde an dieser Stelle eigentlich schon mal über Sammelpunkte großer Supermärkte philosophiert? Nachdem gerade eine, m.E. wohlsituierte Frau vollkommen an einer Kasse ausflippte, weil sie nur VIER statt SIEBEN!!!!
Sammelpunkte bekam, halte ich es für dringend notwendig, dies einmal zu thematisieren!!!“
Ja!, das ist ja wohl ein Ding, oder? So muss die arme Frau noch einmal einkaufen gehen, damit sie ihr kleines Album voll hat. Um dann zum Beispiel einen Spargeltopf enorm preisreduziert zu erwerben. Oder ein Käsemesser oder eine elektrische Pfeffermühle mit Beleuchtung oder einen Pastateller. Oder sogar ein schickes Gästehandtuch; das sind diese kleinen Handtücher, die weder Waschlappen sind (zu klein) noch ein richtiges Handtuch (zu groß) – quasi ein Hybridhandtuch. Ich finde Haushalte immer etwas seltsam, die mit solchen Hybrid-Gästehandtüchern ausgestattet sind: Warum sind diese Handtücher so winzig? Haben Gäste grundsätzlich kleinere Hände?
Doch das soll hier jetzt nicht Gegenstand sein. Vielmehr geht es jetzt um Sammelpunkte. Und ich oute mich JETZT: Denn ich bin ebenfalls ein Treuepunktsammler. Jedes Mal lasse ich mir von den jeweiligen Märkten die begehrten Treuepunkte aushändigen. Zu Hause klebe ich sie  mit tiefer Genugtuung in meine Sammelälbchen. Und dann freue ich mich wie blöd, wenn ich ein Treuepunktälbchen vervollständigt habe. Super! Wenn die Frist zum Erwerb der enorm tollen und enorm preisreduzierten Dinge dann abläuft, werfe ich die mühsam beklebten Sammelalben in den Papiermüll:
Denn ich brauche einfach nichts von den dargebotenen Gütern. Mir genügt allein die kleine Freude des Treuepunktsammelns, der Rest interessiert mich nicht.
Anthropologisch, so hörte ich einmal, ist nur eines sicher: Dass sich die Menschen in zwei Gruppen einteilen lassen: In „Raucher“ und „Nichtraucher“. Ich gehe einen Schritt weiter und behaupte, dass sich die Menschheit außerdem in „Braucher“ und „Nichtbraucher“ klassifizieren lässt (wer davon jetzt raucht oder nicht raucht, ist momentan zweitrangig). Bei den Nichtbrauchern ist die Sache eigentlich klar; Nichtbraucher brauchen nur das Nötigste: Einen Tisch. Eine Sitzgelegenheit. Ein Bett und so weiter. Dabei kann es ruhig teuer sein, das ist dem Nichtbraucher egal. Der Braucher jedoch meint, alles brauchen zu MÜSSEN: Ein Mobiltelefon mit Edelsteinen dran. Ein I-Pad/I-Phone. Alle zwei Jahre ein neues Auto, überhaupt: Ein Zweit-, ein Drittauto. Generell Dinge, die eventuell nützlich werden könnten und die man mitnimmt, weil sie günstig oder einfach da sind.
Ein mir vertrauter Freund sagt häufig – nennen wir ihn an dieser Stelle mal, sagen wir, äh, so: Antibert Kneiffen- Antibert also sagt häufig „Nur wer kauft, hat wirklich gespart“, wenn er diese sinnlose Konsumfreudigkeit anprangert: Und da hat er recht;  wie viel Schunder in jedem Haushalt in irgendwelchen Schränken vergammelt, irgendwelche Verlegenheitsgeschenke irgendwelcher Menschen, weinende Clowns, Sektglasvereiser, su-per-günstige Schnäppchen, die beim ersten Gebrauch kaputt gehen – aber auch Autos, die nur bei Sonnenschein gefahren werden dürfen, blödsinniger Plunderschmuck (ob echt oder nicht, ist völlig egal) oder hässliche Handtaschen für zigtausend Euro…
Und diese Brauchermentalität ist es, die diesen Planeten zugrunde richten wird; denn die Nachfrage bestimmt das Angebot: So viel Scheiße wie heutzutage wurde noch nie hergestellt, die Schwellenländer pochen momentan auf ihrem vermeintlichen Recht, die Erde genauso zu verdrecken wie die Erste Welt; jeder Mensch meint, er hätte das Recht, ein Auto zu erwerben, das mehr als 10 Liter schluckt („das eine Auto“), Tropenholzfußböden werden immer noch verlegt („die paar Quadratmeter“) und massenhaft CO² wird in die Luft geblasen, weil das heimische Kaminfeuer sooo schön kuschelig ist… Und es wird gekauft und gekauft, um die eigene innere Leere zu füllen, und drumherum wird es immer voller und voller, bis man an dem billigen oder auch teuren oder ehemals teuren und jetzt preisreduzierten Plunder erstickt.
Doch ich schweife ab. Eigentlich ging es ja nur um Rabattmarken und die damit zu kaufenden Dinge, die sowieso jeder Mensch schon im Schrank hat oder niemals brauchen wird. Deshalb:

Unnötigen Mist zu kaufen bedeutet, dass unnötiger Mist weiterhin produziert wird.  Diese Spirale aus schwachsinnigen Kompensationskäufen und der Herstellung fabrikneuen Überflussschunders wird uns früher oder später zum Verhängnis werden. Und weil die  meisten Menschen glauben, dass Wohlstand darin besteht, diesen unnützen Kack besitzen zu müssen, wird dieser Umstand wohl eher früher eintreten…

Was bist also DU: Braucher oder Nichtbraucher?

2 Kommentare:

  1. Wir schauen immer, was es dabei so gibt. Zufälligerweise haben zwei Aktionen perfekt gepasst. Wir hatten uns schon Handtücher, die ersten eigenen und keine von Mutti oder Oma, ausgesucht und dann kam eine solche Aktion. Da wir eigentlich ohnehin alles in diesem Aktionsmarkt kaufen, und die Marken der Eltern beider Seiten bekommen haben, haben wir jetzt komplett neue Handtücher zu einem Bruchteil der zuvor ausgesuchten - in ähnlicher Optik.
    Und auch bei einem Besteck hatten wir uns wenige Monate zuvor ein 6er Set gekauft, festgestellt, dass es zu wenige sind und über diese Aktion ein weiteres 6er Set mit Vorlegebesteck gesichert. Wie es der Zufall so will war es genau das gleiche.
    Tja, solche Aktionen haben auch was gutes bei Zufällen wie unsere.

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  2. Das freut mich! Wenn man Dinge gebrauchen kann, spricht überhaupt nichts dagegen, diese auch zu kaufen. Und wenn sie dann auch noch günstig sind: Umso besser.
    Es ist eben NICHT alles schlecht, was der Herr Ketten schlecht macht.
    Und jetzt noch eine ehrliche Frage, denn ich weiß es wirklich nicht: Was ist ein Vorlegebesteck?
    Danke für den Kommentar!

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