08.11.2011

Nächtliche Flachatmung

Es war ungefähr 23.30 Uhr, als an der Rezeption das Telefon klingelte. Es meldete sich ein asiatisch oder arabisch anmutender männlicher Gast, der mir mit akzentbeladener Stimme aus einer der Apartmentwohnungen versuchte, mir in englischer Sprache folgendes klarzumachen:
Gast (G): Guten Abend, äh, rufen sie den Doktor, mein Freund atmet sich nicht mehr.
Ich (I): Was? Er atmet nicht mehr? Ist er –tot?
G: Nein, nicht tot. Er bewegt sich nur nicht mehr. Bitte, rufen sie den Doktor.
I: Er lebt also noch?
G: Ja, er lebt noch – nur sehr langsam. Er hat kaum Puls. Bitte, rufen sie den Doktor.
I: Gut, ich werde einen Krankenwagen rufen. Er wird gleich da sein.
G: Danke.
Worauf der Krankenwagen dann auch wenig später erschien. Ich schilderte den Sanitätern die Situation, die Sanitäter wiederum eilten ins Apartment – ein Menschenleben retten.
10 Minuten später waren sie wieder an ihrem Fahrzeug. Als ich fragte, was denn dem Herren fehlte und ob es etwas Ernstes gewesen sei, lächelten sie und meinten:

„Nein, der Patient war in keinem lebensbedrohlichen Zustand. Vielmehr rieten wir ihm, sich ausreichend und gut zu ernähren, ausreichend zu trinken und sich regelmäßig an der frischen Luft zu bewegen. Sein Kreislauf war einfach nicht mehr ganz auf der Höhe. Ursache war offensichtlich die Tatsache, dass die Herren seit mehreren Tagen ununterbrochen vor dem Fernseher hingen.“
Nun; offensichtlich ist das deutsche Fernsehprogramm wohl doch nicht so schlecht…

2 Kommentare:

  1. Allein die Vorstellung, man könne sich zu-Tode-fernsehen ist großartig.
    Gibt es Menschen, die diese Leistung vollbracht haben?

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  2. Ja; zumindest weiß ich von einer Person, die so zu Tode kam. Allerdings war dies ein Unglücksfall: 1983 versuchte die Extremrhönradfahrerin Hornita Pulpen, mit ihrem skurrilen Sportgerät fernsehend den Nanga Parbat zu erklimmen: Schrecklich, dieses Ende...
    Insofern haben die beiden Jungs wirklich etwas total Neues gewagt.

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